Auch in der 13. Ausgabe setzen wir die in den vorangegangen BrückenMusiken eingeschlagene Zuspitzung auf Arbeiten, die keiner Wiedergabe durch Lautsprecher bedürfen, konsequent fort. In einem Raum, dessen akustisches Environment von den über die Köpfe dahinrauschenden Straßenbahn- und PKW-Geräuschen dominiert wird, mag dies zunächst wie ein Widerspruch erscheinen. Es sind jedoch gerade die teils zerbrechlichen, teils drastischen Eingriffe der Künstler, die in einer beeindruckenden und monolithischen Betonwildnis ein facettenreiches ästhetisches Erleben ermöglichen.
Die Installation „Pneumatic Sound Field“ von Edwin van der Heide setzt radikal bei den Wurzeln von Musik an: Bewegte Luft. Aus computergesteuerten Hochdruckventilen entsteht eine punktgenaue und höchst eigenwillige Musik, die sich irgendwo zwischen Mathematik, Geräusch und Techno ihre undefinierbare Heimat sucht.
„Am Ende der Welt“ betitelt der Künstler Lutz Fritsch seine Arbeit im mittleren Raum, die Videomaterial von seinen Antarktisaufenthalten präsentiert. Das Publikum begegnet hier beim Durchschreiten des Tunnels einem Protagonisten, der in einer unendlich weißen Landschaften verschwindet und wiederkehrt.
„0———0———0———0———0“ von Martin Riches zeigt 5 über die 120 Meter des Raumes gleichmäßig verteilte kybernetische Paneele. Raumtiefe und Raumklang definieren sich über das leise Summen der rotierenden und auf geheimnisvolle Weise kommunizierenden Farbfelder.
Zusätzlich finden unter dem Motto „Perkussion & Projektion“ sowohl zur Vernissage als auch zur Finissage Konzertabende statt, bei denen Künstler zu Wort kommen, in deren Musik sich mechanische und manuelle Perkussionsmusik mit raumbezogenen Konzepten verbindet. Llorenç Barber lotet mithilfe einfacher Glocken und seiner Stimme die Raumakustik aus, Alan „Gunga“ Purves bringt die „Bones“, ein archaisches schottisches Schlaginstrument zum klappern, Mark Laiosa demonstriert seine Virtuosität an einem Triangel Solo und Pierre Berthet entwickelt ein Stück für ein Schlaginstrument, das sich mit der Architektur verbindet und aus ihr ergibt. Zwei eigens für die BrückenMusik erstellte Stummfilme der Künstlerinnen Echo Ho und Agnes Meyer-Brandis kontrastieren die Konzerte mittels einer reinen Bildsprache und dem natürlichen Soundtrack des rauschenden
Verkehrs …
1994 von Peter Behrendsen ins Leben gerufen, zählt die BrückenMusik zu den ältesten kontinuierlichen Veranstaltungen im Bereich Klangkunst in Deutschland. Angesiedelt in der tunnelartigen Konstruktionskammer im ansonsten unzugänglichen Inneren der Deutzer Brücke, fokussiert die Ausstellung auf 3 Positionen zeitgenössischer Kunst aus den Bereichen Klangkunst und Neue Medien, ergänzt durch zwei Konzert/Performance-Abende.Dies Alles wird erst möglich durch großzügige Unterstützung unserer Sponsoren, aber auch durch den selbstlosen Einsatz der Assistenten, die die Künstler beim Aufbau unterstützen, namentlich Martin Durham, Alex Gabriel, Tina Tonagel, eine Reihe privater Förderer, für die stellvertretend Frank Bölter, Ursula Brand, Georg Dietzler und Hanjo Scharfenberg/Galerie Rachel Haferkamp genannt seien, sowie nicht zuletzt Peter Födisch und Bettina Wenzel am Empfang.
Jens Brand, hans w. koch
Kuratoren